Wir versuchen Ihnen hier das Strandbad darzustellen, wie Sie es derzeit geniessen können und über die Weiterentwicklung zur "Riviera des Ostens", wie es früher einmal genannt wurde. Die Bemühungen, das Strandbad wieder in einen feinen Zustand zu bekommen laufen auf Hochtouren. Besonders der Verein Bürger für Rahnsdorf hat sich dieses Themas angenommen.
Lesen Sie die Strandbad-News, die Veröffentlichungen in der Presse unter Strandbad-Presse, Impressionen unter Strandbad-Bilder und weitere Informationen in anderen Webseiten, die wir unter Strandbad-Links aufführen.
Der Müggelsee – gibt’s den eigentlich noch? Oder ist die flache „Badewanne“ von Berlin (maximal 8 m tief), früher tausendfach besucht, inzwischen ausgetrocknet? Man hört in der Stadt nur noch wenig von Berlins größtem See.
Es gibt ihn, das können wir bestätigen, und er ist schöner und ruhiger und sauberer denn je!
Über sein Strandbad in Rahnsdorf, parallel zum Wannsee 1930 umgebaut und erweitert, wollen wir erzählen.
Ein alter Friedrichshagener Bürger hat ein Teil der Geschichte selbst erlebt und dann noch weiter recherchiert:
An schönen Sommerwochenenden strömten früher schon mal 15.000 Gäste an einem einzigen Tag in das damals noch viel kleinere Strandbad Müggelsee in Berlin-Rahnsdorf. Seit 1913 wurde dem lebhaften Wunsch der Berliner nach Sonne, frischer Luft und Wasser dort endlich ein organisierter Badebetrieb geboten. Der Drang zum gesamten Ausflugsgebiet um Müggelberge und –see war schon vorher sehr lebhaft. Zunächst zu einer „wilden Badestelle“, wie damalige Beobachter und auch Polizeiprotokolle indigniert vermerkten. Ab 1910 wechselten am Rahnsdorfer Ufer Männlein und Weiblein auch in getrennten Zeltkabinen des geschäftstüchtigen Schneidermeisters Karl Kuschfeld dezent ihre damals üblichen „genierlichen“ Ganzkörper-Badekostüme. Für 10 Pfennige pro Person. Kuschfeld soll auf Tageseinnahmen von gigantischen 25 Goldmark gekommen sein, vermutlich zunächst steuerfrei.
Rahnsdorfer und Friedrichshagener Bürger bauten mittels einer GmbH 1912/13 eine ordentliche Anlage mit vier Umkleidepavillons und weiteren Einrichtungen für Spiel und Spaß unter freiem Himmel. Aber das war kein gewinnbringendes Geschäft. 1920 übernahm deshalb die Kommune das Bad auf der märkischen Sanddüne am „Müggelmeer“.
Zeltler und Laubenpieper
Die Popularität des Betriebs zog auch gesellige Zeltler und „Laubenpieper“ in Scharen aus der Großstadt in den Kiefernwald mit flachem Sandstrand, wo man sich vergnügen konnte, ohne viel Geld ausgeben zu müssen. „Negerdorf“ und „Paddendorf“ entstanden. Das Strandbad wurde schnell die erste Adresse für die Naherholung im Berliner Osten, mit der Vorort- und alsbald auch einer Straßenbahn bequem erreichbar.
1928 brannten die Holzbauten ab. Der sofort in Angriff genommene, schwungvoll gestaltete zweistöckige Neubau mit riesiger Terrasse (160 m lang, 4000 Plätze) und Wandelgang bot alle Einrichtungen, wie sie eine solche Anlage nach Erfahrungen der damaligen Zeit brauchte: Umkleidehäuser, Badeaufsicht, Duschen und Toiletten, Unfallhilfsstelle, Baderutsche, Bootsverleih, Lautsprecheranlage, Gastronomie, Kassen und Verwaltung nicht zu vergessen. Allerlei vergnüglicher Tamtam mit Strandfesten und Wettbewerben machten das Bad schnell berlinweit populär.
Gründerlauben weichen der Freilichtbühne
Krieg und Nachkriegszeit setzten auch dem Strandbad zu. Die Laubenanlage auf Pachtland war seit den zwanziger Jahren auf schließlich über 400 Bauten und Buden angewachsen. Dort hatten sich zuerst etliche der einstigen „Badepioniere“ der ersten Stunde niedergelassen. Die NS-Behörden mißtrauten ihnen und vermuteten dort bewaffnete linke Politzellen. In Dauerzeltlagern auch an anderen Ufern von Spree und Dahme flatterten häufig rote Fahnen, zunächst vorwiegend ohne Hakenkreuz. Mancher Arbeitslose und später Ausgebombte hatte in seiner Laube in den Notjahren eine behelfsmäßige Bleibe.
1951, nach Gründung der DDR, wurde das Bad anläßlich der „Weltjugendfestspiele“ nach Westen erheblich erweitert. Bei dieser Gelegenheit beseitigten die Behörden kurzerhand die ganze Laubenanlage neben dem Bad. An diesem Platz bauten dann die Veranstalter der „Weljugendfestspiele“ eine Freilichtbühne, die jedoch im Laufe der folgenden 55 Jahre nur wenige Veranstaltungen erlebte. Ein neues Bungalowdorf in Staatsbesitz kam hinzu, mit dem erfolglos versucht wurde, harte Devisen für die Staatskasse zu erwirtschaften. Heute gibt es dort ein wohl eher nur vor sich hindümpelndes „Jugenddorf“.
Westlich des Strandbads hatten sich in diesen Jahren am frei zugänglichen Ufer ein unorganisierter Badebetrieb mit ausgedehntem FKK-Abschnitt etabliert. Nach anfänglicher Skepsis der Behörden wurde die Idee, Freunden des hüllenlosen Badens ein Teil des Strandbads anzubieten, verwirklicht.
Erweiterungen 1978
In Rahmen einer erneuten Erweiterung wurde das Strandbad Müggelsee 1976-78 auf eine Gesamtfläche von nunmehr 121000 qm ausgedehnt. Um- und Erweiterungsbauten nahmen eine große Gaststätte, Sauna und Kegelbahn auf. Nebenan entstand wieder ein Bootsverleih, der sich später auch zu einer Basis für Windsurfer und Katamaran-Segler entwickelte. Die Tageskapazität wuchs auf 25000 Gäste, die aber wohl nie in Anspruch genommen wurde.
Die Parkfläche für Kraftfahrzeuge wurde indessen nicht erweitert. Mit der Anlage neuer Tiefbrunnen der benachbarten Wasserwerke wurde die ganze Gegend Wasserschutzzone. Jeder Vorschlag, wie weitere, umweltverträgliche Stellflächen für die Kraftfahrzeuge der Besucher und Badegäste geschaffen werden könnten, wurde von den Behörden rundweg abgelehnt.
So viel von unserem Bürger aus Friedrichshagen.
Immer weniger Besucher und ein erfreulicher Neuanfang
Trotz herrlicher Lage und immer besserer Wasserqualität ging die Zahl der Besucher mehr und mehr zurück. Als Gründe hierfür wurden die bürokratische Verwaltung des Strandbads bei immer höheren Eintrittspreisen, zunehmender Verfall der Einrichtungen, fehlende Parkplätze und Veränderung der Lebensgewohnheiten der Bevölkerung angesehen.
Aber es ist ein toller Neuanfang gelungen: Nach Umfrage in der Rahnsdorfer Bevölkerung durch den Verein „Bürger für Rahnsdorf e.V.“ in 2005/2006 und beharrlichen Druck auf die Politiker wurde das Strandbad aus dem Bestand der staatlichen Bäderbetriebe herausgenommen und ist jetzt kein „Strandbad“ mehr. Nunmehr steht das Gelände als Sport- Spiel- und Erholungsfläche ganzjährig den Bürgern zur Verfügung – und zwar kostenlos.
-bas-
Das Ordungsamt ist immer wieder unterwegs um Wildparker und Behinderer mit Knöllchen zu versehen. Wer auf dem Parkplatz vor dem Strandbad (aus Friedrichshagen kommend) keinen Platz findet, fährt am Besten am Strandbad vorbei und parkt auf dem Platz vor der Sauna und wenn da kein Platz ist, findet man 300 m weiter auf einem großen Parkplatz reichlich freie Fläche. Den kleinen Fußweg sollte man einem Knöllchen vorziehen.
Aus juristischen Gründen darf das Strandbad nicht mehr Strandbad heißen. Seit 2006 heißt es offiziell: "Sport-, Spiel- und Erholungsareal Müggelsee". Zumindest so lange der Name "Strandbad Müggelsee" über dem Haupteingang steht, darf der Rahnsdorfer Schirm sicherlich dem Volksmund folgen.
Leider hat uns die Berliner Abendschau des rbb bisher nicht gestattet, die verschiedenen Berichte über das Strandbad hier zur Verfügung zu stellen. Das Aufzeichnen und Wiedergeben ist nur für private Zwecke zulässig.
Eine Chronik des Strandbads können Sie hier nachlesen.
Informationen über den Großen Müggelsee finden Sie auf den Seiten des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei.
Strandbad Müggelsee: Ein neues Denken ist gefragt !
Die einen wollen in einem alten DDR-Gebäude Wellness und Bäder, die anderen nur gehobene Gastronomie auf den Terrassen, die Dritten wollen Denkmalpflege betreiben, die Vierten ersehnen naturgeschützte Frösche und seltene Vögel – und der Bezirk sagt: Kein Geld, keine Parkplätze, kein Gewerbe, kein Wassersport. Rien ne va pas !
So geht es sicher nicht.
Wie aber? Vielleicht sollte man vom „Ende her“ mal die Sache betrachten.
Man braucht viel Geld, um das ganze Areal einschließlich der Gebäude in einen vertretbaren Zustand zurückzuverwandeln und man braucht laufend Geld, um das Areal in dann gutem Zustand zu erhalten, Geld, das der Eigentümer (Land Berlin Bezirk Treptow-Köpenick) schlicht nicht hat oder dafür nicht aufbringen will.
Geld vom „Onkel aus Amerika“ oder einem sonstigen Gutmenschen ist auch nicht zu erwarten. Also geht es nur über einen privaten Investor, der auch etwas verdienen will. Oder geben Sie ihr Geld weg ohne Zinsen?
Ein neues Interessenbekundungsverfahren mit 1000 Einschränkungen, was alles nicht geht, wird wie das alte auch nichts bringen. Wenn man auf neue Investorensuche gehen will, muss man Bedingungen bieten, die einen Investor (und zwar einen potenten – nicht so einen Möchtegern wie z.B. am Müggelturm) anlocken.
Was heißt das?
Man muss endlich einige heilige Kühe schlachten und attraktive Bedingungen bieten.
Und die werden ans Eingemachte gehen. Vorschläge gefällig?
1) Langfristige Vermarktung von 1/3 des Geländes (ehemaliges Strandbad einschl. Jugenddorf) durch einen renommierten Projektentwickler, z.B. baulich dem Seeufer angepasstes Bungalowhotel mit Bootsplätzen.
2) Parkplätze parallel zur Straßenbahn. Zum Thema Wasserschutz: Es gibt Parklösungen, ohne dass die Kraftfahrzeuge den Boden berühren.
3) Ganzjahres-Gastronomie auf den Terrassen nach transparenter Überbauung und damit Einschränkung des Denkmalschutzes.
4) Großzügiger Wellnesbereich mit Seeblick im Untergeschoss.
Um nicht falsch verstanden zu werden: Niemand will die heutigen Vorteile dieser schönen Seenlandschaft opfern.
Der freie Strandzugang muss bleiben, ein echte „Errungenschaft“.
Das FKK-Gebiet muss bleiben. Das ist etwas ganz Besonderes in der heute oft prüden Badelandschaft.
Und das ganze großzügige Gelände mit Strand, Bäumen, Wiese muss natürlich für die Bürger bleiben. Keine Frage!
Gerade diese lockere Kombination von gutbürgerlichem Textilbaden, Beachvolleyball und Strandbude, etwas gehobener Gastronomie in der Bel-Etage, FKK hinter ein paar Büschen und Bäumen und einem Bungalow-Hotel, das auch für die Strand- und Geländepflege sorgen muss und die Terrassen-Gastronomie eventuell mit betreibt, wäre in Berlin etwas Besonderes. Die Mischung macht’s.
Aber da müssen sich viele bewegen – in jeder Richtung! Allein mit überkommenen Vorschriften, Einschränkungen, Festhalten am Bisherigen und dem ewigen „Es geht nicht“ wird man nicht weiterkommen. Ein neues Denken ist gefragt, nämlich vom Ziel her und das heißt Erneuerung und möglichst Ganzjahres-Nutzung der gesamten Anlage. Den Investoren muss ein unwiderstehliches Angebot gemacht werden – nur dann wird sich etwas bewegen.
Die Alternative ist Verfall. Wollen wir das ?
-bas-